Das Hydrolat
Vom Wasserdampf zum Pflanzenwasser
Wenn wir von Hydrolaten sprechen, meinen wir das Pflanzenwasser und umgekehrt. Das Hydrolat entsteht im Zuge der Herstellung von ätherischen Ölen, wobei sich die Eigenschaften von beiden Destillaten sehr voneinander unterscheiden.
Bei der Wasserdampfdestillation wird Wasserdampf erzeugt welcher durch das Pflanzenmaterial wandert um aus den Zellstrukturen die ätherischen Öle zu lösen, diese mitzuschleppen um weiter in den Kühler transportiert zu werden. Der gekühlte und kondensierte Wasserdampf verschwindet aber nach der Destillation nicht, sondern verflüssigt sich wieder und wird gemeinsam mit dem ätherischen Öl aufgefangen.
Aufgrund der apolaren Eigenschaft des Öls, kann sich dieses nicht mit dem kondensierten Wasser verbinden und weil es meist leichter als Wasser ist schwimmt es an der Oberfläche. Das Destillat trennt sich also in zwei Phasen auf; Das oben-schwimmende ätherische Öl und das unten-liegende Hydrolat oder Pflanzenwasser.
Hierbei ist klar, dass Wasser, welches mit 100°C durch Öl-haltiges Pflanzenmaterial geschickt wurde nicht einfach nur destilliertes Wasser ist. Wir haben es hier quasi mit “Aromawasser” zu tun, denn im Hydrolat sind Anteile im Promillbereich von ätherischen Ölen und polar löslichen Pflanzenstoffen vorhanden, die der Flüssigkeit einen charakteristischen Geruch und Geschmack der destillierten Pflanze verleiht.
Hydrolate sind also hydrophile, leicht saure (pH 3,5 – 6,5) Lösungen die meist eine komplett unterschiedliche Komposititon an Inhaltsstoffen als ihre zugehörigen ätherischen Öle aufweisen. Dazu sind meist monoterpenische Alkohole, Aldehyde und Ketone im destillierten Wasser gelöst. Hierbei schwankt der Anteil an diesen Komponenten sehr stark zwischen den verschiedenen Pflanzenfamilien und ihren Arten, was es schwierig macht eine Aussage über den durchschnittlichen Anteil an ätherischen Öl im Hydrolat zu treffen.
Wie auch bei ätherischen Ölen ändert sich der Geruch und Geschmack bei Hydrolaten durch den Verlauf der Zeit sehr stark. Auch bei der Destillation an sich entscheidet die Dauer der Durchgänge über die Zusammensetzung des Hydrolates, da gewisse Terpene sich erst nach längerem Durchdampfen des Pflanzenmaterials lösen. Weiters ist die sterile Abfüllung und eine adäquate Lagerung (Dunkel und kühl) von Hydrolaten besonders wichtig, um ihre Qualität zu erhalten und eine Haltbarkeit von bis zu vier Jahren zu ermöglichen.
In der Herstellung ätherischer Öle von insgesamt 17.500 bis 20.000 aromatischen Pflanzen weltweit, fällt in der Industrie eine enorme Menge an Hydrolat an, was in der Regel als Neben- beziehungsweise Abfallprodukt deklariert wird und in den meisten Fällen in das Abwasser eingeleitet wird.
Auf Grund ihrer stark verdünnten Menge an gelösten Inhaltsstoffen und deren Eigenschaften, ermöglichen Hydrolate eine Vielzahl an Anwendungsgebieten.
Neben dem Einsatz in der Parfum- und Kosmetikindustrie, punkten sie auch durch ihren authentischen Geschmack und Geruch nach der destillierten Pflanze als Aromazusatz und können dadurch in der Getränkeindustrie, hinter den Cocktailbars und in der Gastronomie als gut haltbarer natürlicher Aromastoff verwendet werden. Rechtlich muss das Hydrolat den Anforderungen der AGES (in Österreich) entsprechen um als Zusatz zugelassen zu werden.
Weiters finden Hydrolate auch in der Behandlung von Krebspatienten während der Chemotherapie ihre Anwendung, indem sie als Spülmittel bei Mundentzündungen wie Mukositis große Erfolge erzielen. Speziell Salbei, Thymian und Pfefferminze werden hier bevorzugt angewendet.
Diese Kombination dieser drei Hydrolate zeigt auch beachtliche Wirkung gegen Bacillus subtilis und Salmonella enteritidis und kann daher die Darmgesundheit konservieren.
Durch die, wie auch im ätherischen Öl, antimikrobielle und antioxidativen Eigenschaften sind Hydrolate auch schon im Pflanzenschutz als natürliches Spritzmittel erprobt und können bei Kulturen mit Beeren-Früchten direkt appliziert werden ohne dabei den Fruchtstand ungenießbar zu machen.
Die Vielzahl der Anwendungen von Hydrolaten sind beachtlich. Auch wir finden immer wieder neue Wege mit ihnen zu experimentieren und gibt uns weiterhin die Motivation auf der Suche nach neuen Pflanzen zu sein, die uns aufs Neue überraschen.
Wie auf der vereinfachten Abbildung der Wasserdampfdestillation ersichtlich ist, wird der Wasserdampf aus dem Kessel durch das Pflanzenmaterial durchgeschickt und bis in den Kühler weitergeleitet, wo er schlussendlich wieder kondensiert. Im Teil “Wasserdampfdestillation” wird dieser Prozess noch detaillierter erklärt. Dies soll an dieser Stelle verdeutlichen, dass Hydrolate reine Naturprodukte sind, welche ausschließlich aus Wasser und Pflanzenmaterial bestehen.
Das Destillat wird in einem sogenannten Scheide- oder Schütteltrichter aufgefangen und trennt sich dort in ätherisches Öl und Hydrolat auf. Von dort aus kann das Hydrolat kontinuierlich abgelassen werden, bis sich nur noch ätherisches Öl im Scheidetrichter befindet.
Das Hydrolat wird in luftdichte Bag-in-Box Systeme abgefüllt, wo es seinen Reifungsprozess, kühl und dunkel gelagert, für etwa 2-3 Wochen durchlaufen kann.
Je nach Pflanzenmaterial, braucht es auch manchmal bis zu 2 Monaten um das volle Geschmacks- und Geruchsspektrum zu erreichen. Hierbei haben Nadelgehölze, speziell Kieferngewächse wie Zirbe, Fichte, Rot- und Schwarzkiefer einen erhöhten Reifungsbedarf, im Vergleich zu Kräutern wie Salbei, Pfefferminze oder Lavendel.
Hydrolate werden im Einzelhandel in einer enormen Vielfalt angeboten. Dabei sorgen oft Bezeichnungen wie “Blütenwasser”, “Aromawasser” oder “Duftwasser” für Verwirrung beim Endverbraucher. Abgesehen von der Bezeichnung sind nicht alle solche Produkte tatsächlich Hydrolate. Hierbei wird oft ätherisches Öl mit Alkohol oder anderen Lösungsmitteln gemischt und in Sprayflaschen verkauft.
Um sicherzustellen, dass es sich wirklich um Hydrolate handelt, sollte man immer das Etikett nach der Produktionsmethode (Wasserdampfdestillation) und Informationen über Pflanzenmaterial, Ablaufdatum und Herkunftsland durchsuchen.
Bei Interesse in das Thema Hydrolate noch tiefer einzutauchen, steht hier meine Masterarbeit mit dem Titel “Hydrolat-Komposition von drei Pinus cembra L. Populationen in Österreich” zum Download zur Verfügung.
Masterarbeit_BILLIANI_Felix_2019
Ich untersuchte in dieser Arbeit die Zusammensetzungen von Hydrolaten dreier Zirbenpopulationen aus Kärtnten, Tirol und der Steiermark und erhielt spannende Ergebnisse, die ich hier nicht vorweg nehmen will 😉
Viel Spaß damit!
FRanz
Hallo ich hab noch so ca 10 Liter von Lavendel hydrolat Ernte 2019 es wurde die ganze zeit Kühl und Dunkel im Edelstalkanister gelagert. Ihc würde es günstig abgeben bzw . vielleicht hat ja jemand einen Typ was man mit dem Hydrolat noch machen kann -. Alle Gute an alle und Gesund bleiben